Schülerheim Mals

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Bauherr: Privat
Adresse: Bahnhofstraße 4

Visualisierung: ROCOCOON

Idee

Der Neubau orientiert sich im Konzept und in der Organisation am historischen Bestand. Das bestehende Schülerheim von Arch. Helmuth Maurer ist ein exemplarisches Beispiel moderner Architektur im Vinschgau. Dieser Tatsache Rechnung tragend, soll der Neubau als Solitärbaukörper hinter das bestehende Schülerheim angeordnet werden. Die Eingriffe in den Bestand sind auf ein Minimum reduziert. Hier soll versucht werden die Materialität, Konsequenz und Qualität des Bestandes zu erhalten, bzw. wieder neu frei zu legen und zeitgemäß zu thematisieren.

Vom bestehenden Eingang führt ein großzügig belichtetes Foyer in den Neubau. Hier ist die Mensa angeordnet. Von diesem Hauptgeschoss gelangt man ins Frei, wo großzügige Platz- und Aufenthaltsbereiche vorgelagert sind. Hier wird sowohl ein offener Platz, als auch ein intimer Innenhof geboten, welcher die Bewohner zum Verweilen einladet. Diese offenen Räume bilden einen fließenden Übergang zwischen Innen und Außen und bieten die Möglichkeit einer funktionellen Erweiterung des Speisesaals. Das erste Obergeschoss besitzt großzügig überdachte Terrassen und umschließt einen offenen kommunikativen Aufenthaltsbereich, über welchen das Dorfzentrum und der Innenhof im Erdgeschoss erreicht werden kann. Dieses Hauptgeschoss funktioniert als Gelenk zwischen Dorf und Heim und soll neues Zentrum und kommunikativer Mittelpunkt im Gebäudeensemble werden.

In den Obergeschossen sind die notwendigen Zimmer angeordnet. Diese sind als Ein- und Zweibettzimmer entworfen. Erschlossen werden diese Stockwerke über zwei diagonal entgegengesetzt positionierte Treppenhäuser und einen zentralen Aufzug.

Städtebau: Der Neubau ist wie der Bestand als quadratischer Turm entworfen und tritt optisch und formal mit dem Bestand in Dialog. Der Neubau ist in seiner Formensprache und Materialität reduziert. Der Baukörper besitzt genügend Abstand zu den umliegenden Gebäuden und erscheint als selbstbewusst und zeitgemäß. Städtebaulich orientiert sich der Neubau an die Volumina der umliegenden öffentlichen Gebäude.

Konstruktion und Material: Der neue Baukörper ist in Massivbauweise errichtet. Das Gebäude hat zwei in Stahlbeton ausgeführte Treppenhäuser und den zentralen Aufzug, welcher sich in einem Stahlbetonkern befindet. Zusätzlich bilden die Trennwände der Bäder zwei geschlossene Ringe, welche konstruktiv genutzt werden können.

In der Materialität orientiert sich der Neubau am Bestand. Ein ehrlicher Umgang mit Material und Farbe wird angestrebt. Hier sollen Materialien in ihrem natürlichen Zustand belassen und verwendet werden. In öffentlichen Räumen soll Holz, Glas und Stahlbeton bestimmende Materialien sein, während in den privaten Schlafzimmern weiße Wandflächen und Holz im Vordergrund stehen.

Die neue Fassade besteht aus aufgeschäumten Aluminiumplatten, welche modular geteilt und vertikal angeordnet werden. In den Geschoßübergängen wird die Fassadenverkleidung durch eine schwarze Schattenfuge getrennt. Auch hier versucht der Neubau durch den Einsatz rauer langlebiger Materialien auf das Schalungsbild des Sichtbetons angemessen zu reagieren. Vor den Fenstern der Treppenhäuser und der Gänge übernehmen die Fassadentafeln die Funktion des Sonnenschutzes und des Geländers. Die Fenster in den Schlafzimmern sind als Kastenfenster ausgebildet und unterbrechen durch ihre versetzte Position und ihr vortretendes Volumen die Homogenität der Fassade. Das Kastenfenster selbst besteht aus zweiflügeligen Balkontüren, einen davor angeordneten Sonnenschutz und eine öffenbare in Stufenglas ausgeführte motorisierte Außenscheibe. Diese kann zur Lüftung und zur Reinigung geöffnet werden. Das Luftvolumen im Kastenfenster übernimmt in den Wintermonaten die Aufgabe eines kleinen intimen Wintergartens, welcher zur passiven Energiegewinnung beiträgt.